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  • Miri

NPL - Etappe 5: Tynset bis Namsos (auf dem Weg ans Meer)

Aktualisiert: 19. Dez. 2022

In Tynset stand eine schwierige Entscheidung für uns an. Wie wird unsere Tour jetzt weiter gehen? Konnten wir schon wieder auf die Wanderstiefel wechseln? So viel Spaß uns die vorherigen zwei Wochen mit dem Fahrrad auch gemacht haben, wir wollten unbedingt wieder wandern. Leider war meine Achillessehne immer noch nicht komplett verheilt. Mal war es besser, mal merkte ich es wieder stärker. Vor allem die letzten drei Tage hatten die Schmerzen wieder zugenommen. Ein Punkt, der uns zu denken gab, war, dass in der nächsten Etappe ein wegloser Abschnitt quer durch das größte Sumpfgebiet Norwegens - dem Blåfjella-Skjækerfjella Nationalpark - kommen würde. Der wäre schon mit gesunden Füßen nach dem vielen Regen der letzten Wochen eine Herausforderung. Wir dachten zurück an unsere Zeit in der Austheiane und wie anstrengend für unsere Füße die Strecken durch den tiefen Sumpf dort waren. Wir konnten uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass meine Sehne das mitmachen würde. Außerdem müssten wir vorher unsere Räder wieder verkaufen. Wenn die Entzündung wieder schlimmer werden würde beim wandern, würde das auch das Ende unserer Tour bedeuten. Wären die Schmerzen komplett weg gewesen, hätten wir wahrscheinlich nicht lange überlegt. Aber so war es uns zu riskant und wir entschieden uns, auch die nächste Etappe noch mit dem Fahrrad zu machen.


Dazu mussten wir aber erst mal die gebrochenen Speichen reparieren. Deshalb ging’s am Montag Morgen gleich zum Sportgeschäft in Tynset. Dort hat man uns am Samstag schon gesagt, dass am Montag ein Mechaniker da wäre. Wir hatten Glück und er konnte es auch direkt reparieren. Eine Stunde später konnten wir das Rad wieder abholen. Um ein wenig Gewicht vom Anhänger zu nehmen, bekam mein Rad dann noch einen Gepäckträger.


Unsere Routenplanung führte uns zunächst noch Richtung Røros. Dann müssten wir aber umplanen. Konnten wir bisher noch relativ gut unserer Wanderroute folgen, klappt das bei der nächsten Etappe nicht mehr. Die durchgehenden Straßen im Inland werden weniger und eigentlich ist die einzige Straße, die in diesem Gebiet weiter nach Norden führt die E6. Auf eine weitere Begegnung mit dieser würden wir aber gerne verzichten und so musste eine neue Route her. Wir tüftelten lange über den Karten bis wir einigermaßen zufrieden waren und ohne größere Straßen auskamen.



Diese Route führte uns erst Richtung Trondheim und dann weiter an der Küste entlang nordwärts.


Auf dem Weg nach Røros kam dann schon wieder der nächste Zwischenfall. Es war wieder eine Speiche an Flo’s Hinterrad gebrochen. Wir dachten wirklich, dass kann jetzt nur ein Scherz sein.  Es waren noch keine 10 Kilometer seit Tynset. Wir vermuteten, dass der Mechaniker einfach nur die zwei Speichen neu gemacht, aber die anderen nicht wieder neu ausgerichtet hatte, so dass sie jetzt unterschiedlich stark belastet wurden. Bevor wir jetzt aber jeden Tag zum Speichen reparieren fahren, ließen wir es einfach so und hofften das Beste.

Auf der Hälfte der Strecke nach Røros fanden wir dann einen richtig schönen Zeltplatz am Fluss.





Da es an dem Abend ein regenfreies Zeitfenster geben sollte, wollten wir grillen. Den Regenschauer am Nachmittag saßen wir im Zelt aus und tatsächlich blieb es danach dann trocken und wir konnten unseren Grillabend starten.




Am nächsten Morgen gab es dann erst mal ein kleines Geburtstagsfrühstück, bevor wir uns auf den Weg nach Røros machten. Einen Geburtstagkuchen gab es auch und Flo hatte sogar irgendwo ein paar kleine Geschenke hergezaubert. Tempos und Grashalme mussten als Geschenkverpackung herhalten - sah sogar richtig schön aus :) Ich freute mich riesig und war richtig in Geburtstagslaune.




Leider störte dann ein Gewitter unser schönes Frühstück. Wir warteten noch kurz ab, bis es vorbei zog und fuhren dann die letzten 27 Kilometer bis nach Røros. Auf diese Stadt waren wir schon sehr gespannt. Viele tolle Berichte hatten wir bei den anderen NPLern schon darüber gelesen. Schon unsere AirBnB Wohnung überraschte uns mit einer kunterbunten Einrichtung. Die Küche hatte blaue Wände und eine rosa Decke. Die Wände im Wohnzimmer waren grün und die im Schlafzimmer gelb und sie war total süß eingerichtet. Wir fühlten uns ein bisschen wie Alice im Wunderland.



Wir genossen es so, mal wieder eine kleine Wohnung für uns und ein eigenes Badezimmer zu haben - mit einer Dusche, bei der nicht die Zeit abläuft! Nach einer heißen Dusche und ein bisschen Faulenzen auf der Couch schlenderten wir durch die schönen Gassen mit den vielen bunten Häuserfassaden. Diese kleine Stadt hat uns im Handumdrehen verzaubert.







Dann suchten wir uns ein schönes Restaurant aus. Wir entschieden uns für die Skanckebua Bar. Drinnen erwartete uns gemütliche Pub-Atmosphäre und mega leckere Burger. Und es gab sogar Guinness! Tusen takk Mama für die Einladung!! :)




Danach schauten wir uns das alte Kupferbergwerk mit den dahinter liegenden Sandbergen genauer an. Von dort oben hatten wir auch nochmal einen schönen Blick über die Stadt. Und sogar die Sonne zeigte sich noch!






Da unser Apartment direkt in der Innenstadt war, konnten wir später die abendliche Stimmung ohne die ganzen Touristen in der Stadt genießen.



Am nächsten Tag mussten wir erst um 13.00 Uhr auschecken. Das Wetter draußen war ziemlich ungemütlich und so machten wir uns noch einen schönen Vormittag in unserem Apartment. Am Nachmittag schlenderten wir nochmal ein bisschen durch die Gassen und entdeckten wieder so viele schöne Details. Meine Geschwister luden mich zum Geburtstag in ein Café ein. Das wollten wir bei den vielen schönen Cafés hier gleich einlösen. Es war gar nicht so leicht, sich da zu entscheiden. Wir entdeckten eines mit einem total schönen kleinen Innenhof, bei dem es laut einer Tafel den weltbesten Apfelkuchen gibt.





Danach gingen wir nochmal an einem süßen Innenhof mit vielen Blumentöpfen und einem Schild mit dem Hinweis, dass es dort Waffeln gab, vorbei. Der einsetzende Regen brauchte uns nicht lange überreden und wir dachten uns: Ach, eine Waffel geht immer.




Wir betraten einen winzigen Raum, in dem ein offenes Kaminfeuer brannte und eine ältere Frau begrüßte uns herzlich. Es roch herrlich nach frischen Waffeln. Wir setzten uns zu einer Familie an den einzigen Tisch im Raum und bekamen auch gleich Waffeln serviert. Kaffee, Rømme und Marmelade standen schon auf dem Tisch. Es war urgemütlich dort. Wir unterhielten uns noch etwas mit der Besitzerin. Zufällig hatte sie den selben Beruf wie ich und so hatten wir gleich ein Gesprächsthema. Sie erzählte uns auch, dass es dieses Jahr ein sehr kalter und verregneter Sommer ist. Ja, wem sagte sie das.





Aufgewärmt und wieder um eine tolle Erinnerung reicher, machten wir uns dann langsam auf zum Campingplatz. Dort wollten wir noch ein bisschen Pause machen und hofften, dass meine Schmerzen wieder verschwinden, bevor wir weiter fahren. Da auch die nächsten Tage Regen und winterliche Temperaturen von maximal 6 Grad angesagt waren, freuten wir uns nicht so sehr auf unser Zelt. Das Wetter nervte uns langsam ganz schön. Der Fahrtwind beim Radfahren war eiskalt und auch die Pausen machten keinen Spaß, weil man ohne Bewegung sofort auskühlte. Und dann noch dieser ständige Regen. Zum Glück hatte der Campingplatz einen Aufenthaltsraum.


Der nächste Tag war dann wie vorhergesagt total verregnet und wir waren irgendwie den ganzen Tag genervt. Da wir so viel Zeit hatten, fingen wir wieder an, alles zu hinterfragen. So kann es doch eigentlich auch nicht weiter gehen. Wir waren erst seit zwei Wochen wieder unterwegs und mussten schon wieder Pause machen. Wir fragten uns, ob das überhaupt noch die Tour war von der wir so lange träumten oder ob wir gerade einfach nur unsere wertvolle und hart erarbeitete berufliche Auszeit verschwendeten. Wir wussten immer noch nicht, ob wir überhaupt wieder in unsere Wanderung einsteigen können. Und wir wollten natürlich auch nicht meine Gesundheit riskieren. Eine nicht richtig ausgeheilte Sehnenentzündung kann auch chronisch werden. Vielleicht drückte das Wetter unsere Stimmung zusätzlich, aber uns fiel es gerade wirklich schwer, optimistisch zu sein.


Am Abend lenkten wir uns mit ein paar Runden Stadt, Land, Fluss von diesen Gedanken ab und uns viel auf, wie viel norwegische Geographie wir doch schon unbewusst gelernt haben auf unserer Reise.


Auch den nächsten Tag brachten wir irgendwie rum. Die Schmerzen waren zwar immer noch da, aber wir hielten nicht noch einen Pausentag aus. So entschieden wir, weiter zu fahren - natürlich wieder im Regen.


Wir folgten eine Zeit lang dem Aursunden See und fanden dann bald darauf einen schönen Zeltplatz am Rien See. Abends zog es dann sogar noch ein bisschen auf.





Die Mücken waren jedoch noch hungriger als wir und so verbrachten wir den restlichen Abend im sicheren Zelt.




Als wir im Bett lagen, hörten wir mehrmals Hufgetrampel. Wir wussten, dass es hier viele Rentiere gab, wollten es aber nicht riskieren, die Zelttür zu öffnen. An ihr hingen mindestens hundert Mücken.


Am nächsten Tag saßen sie uns immer noch auf der Lauer. Wir frühstückten noch im Zelt und bauten dann schnell mit Kopfnetz alles ab. Weiter ging es dann wieder im Regen.


Heute war ein besonderer Tag: Nach 11 Kilometern hatten wir unsere ersten 1000 Kilometer vollgemacht! 1000 Kilometer aus eigener Kraft bis hierher. Wir waren schon ein klein wenig stolz auf uns ;) So viele unvergessliche Momente liegen hinter uns, die wir für immer in Erinnerung behalten werden. So viele so unterschiedliche Tage und so viele intensive Erlebnisse und tolle Begegnungen. 474 Kilometer davon waren wir zu Fuß unterwegs und 526 mit dem Fahrrad. Wir hätten tatsächlich nicht gedacht, dass die alten, klapprigen Räder so eine Strecke mitmachen würden. Da sieht man mal wieder, dass es nicht immer die beste und teuerste Ausrüstung braucht! Auch, wenn uns einige Bikepacker, die wir auf unserer Reise trafen, anderes weismachen wollten. Flo wurde zum Beispiel auch einmal darauf hingewiesen, dass er mit den Trekking-Sandalen nicht Radfahren kann.




Nach einem Erinnerungsfoto ging’s noch ein Stück weiter bergauf, bis wir am höchsten Punkt dieses Tages ankamen. Die Aussicht von dort oben war richtig schön - nur schade, dass die Berge alle in den Wolken hingen.





In Stugudalen machten wir dann Mittagspause. Im Supermarkt gab es ein paar Tische, so dass wir dem wieder einsetzenden Regen kurz entkommen konnten. Zur Feier des Tages wurden natürlich auch die obligatorischen Mittagslomper entsprechend dekoriert ;)



Auf der weiteren Strecke fuhren wir noch an einem kleinen Wasserfall vorbei.



Wir hatten den ganzen Tag ziemlich starken Gegenwind heute. Unsere nicht ganz so aerodynamische Wander-Regenkleidung fing den Wind zusätzlich auf und bremste uns noch mehr. Ziemlich erschöpft suchten wir uns dann einen Zeltplatz und wurden an einem Schotterweg, der von der Hauptstraße abzweigte fündig. Und wieder wurden wir von den Mücken förmlich aufgefressen. Wie viele neue Stiche wir inzwischen hatten, konnten wir schon gar nicht mehr zählen.


Unser Ziel am Tag darauf war dann der kleine Ort Selbu. Wir fuhren den ganzen Tag am Fluss Nea entlang. Von den bewaldeten Hängen flossen immer wieder kleine Wasserfälle hinab.




Gerade als wir Selbu erreichten, zischte es plötzlich. Innerhalb von ein paar Sekunden war die Luft aus einem der Anhängerreifen komplett raus. So ein Mist! Wir standen erst mal nur da und starrten den kaputten Reifen an. Wir hatten keine Ahnung, ob man so kleine Reifen hier überhaupt irgendwo bekommen kann. Ohne den Anhänger kämen wir aber keinen Meter mehr weiter. Sogar zum Campingplatz wäre es noch zu weit. Nachdem wir aus unserer Schockstarre wieder erwacht waren, fiel uns ein, dass wir doch gerade erst an einem Sportgeschäft vorbei gefahren sind. Flo schnappte sich den Reifen und radelte schnell zurück. Kurz darauf kam er wieder zurück - sie hatten vor einer Stunde geschlossen. Wir überlegten, ob wir ihn irgendwie mit unserem Zeltflickzeug flicken konnten. Aber selbst dann hätten wir keine Luftpumpe um ihn wieder aufzublasen. Werkzeugtechnisch waren wir echt schlecht ausgestattet, aber wir wollten nicht auch noch dafür Geld ausgeben. Plötzlich hielt gegenüber von uns ein Auto an und der Fahrer kam auf uns zu. Er fragte,  ob wir Hilfe brauchen. Wir zeigten ihm den Reifen. Er kam gerade aus Trondheim und wollte seine Familie hier besuchen. Wie es der Zufall will arbeitete sein Enkel im Europris und er machte sich gleich auf den Weg um ihn nach Flickzeug zu fragen. Gottseidank hatten sie noch welches im Lager. Er half uns auch gleich noch beim flicken und da wir keine Luftpumpe hatten, fuhr er sogar extra zu seiner Tochter nach Hause und holte eine. Verdutzt schauten wir dem Auto nach. Wir konnten gar nicht glauben, was wir wieder für ein Glück hatten!






Als wir dann gerade den Schlauch wieder in den Mantel friemelten, hielt ein deutscher Bikepacker neben uns an. Er bot uns ebenfalls seine Hilfe an. Da wir aber zum Glück schon versorgt waren, ratschten wir noch ein bisschen über unsere Touren. Auch der Norweger fragte uns noch viel zu unserer Tour und schüttelte bei unseren Antworten jedes Mal lachend den Kopf. Als der Reifen wieder komplett war, fiel uns dann aber auf, dass das Loch im Mantel zu groß war und es den Schlauch an der Stelle durchdrückte. So kämen wir nicht weit. Wir brauchten einen neuen Reifen. Der war heute aber sowieso nicht mehr zu bekommen. Also nahmen wir unsere Trekkingrucksäcke auf den Rücken, damit kein Gewicht im Anhänger ist und wollten so die kurze Strecke zum Campingplatz versuchen. Wir bedankten uns bei dem netten Norweger. Er winkte ab und meinte, er ist froh, dass er uns helfen konnte. Er wollte nicht mal das Geld fürs Flickzeug annehmen. Zu einer Tafel Schokolade konnten wir ihn dann aber doch noch überreden. Der Bikepacker wollte uns noch bis zum Campingplatz begleiten. Falls doch noch mal was ist, hätte er Werkzeug dabei. Er hätte uns sogar angeboten, uns noch was von unserem Gewicht abzunehmen. Wir waren wirklich überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft! Diese zwei fremden Menschen hatten uns echt den Tag gerettet!


Am Campingplatz angekommen, war die Rezeption geschlossen und es hing ein Zettel da, wie man über Vipps (quasi das norwegische Paypal) bezahlen konnte. Das klappte aber nur mit einer norwegischen Handynummer. Dann zahlen wir eben morgen erst.


Die Mückenplage nahm heute nochmal eine neue Dimension an. Wir dachten schon, schlimmer als die letzten Tage geht gar nicht. Aber da wurden wir eines Besseren belehrt. Schlimmer geht bekanntlich immer. Wir versteckten uns daher in der kleinen Küche.



Auch am nächsten Morgen blieb die Rezeption leer und so riefen wir bei der dort stehenden Telefonnummer an. Der Campingplatzbesitzer fragte uns gleich, ob wir mit dem Fahrrad da sind und als wir dies bejahten, sagte er uns, wir bräuchten nichts zu zahlen. Wir vermuteten, dass der nette Norweger von gestern ihm von uns erzählt hat. Er hatte schon gemeint, dass der Campingplatzbesitzer ein alter Freund von ihm wäre. Wir freuten uns über das gesparte Geld. Und als Flo dann tatsächlich auch noch mit einem neuen Reifen vom Sportgeschäft zurück kam, war die Laune gleich doppelt gut. Unsere Reifen hatten zufällig die Größe von BMX-Reifen und solche hatten sie. Und da sie so selten gekauft werden, bekamen wir sie auch noch günstiger. Der Tag fing schon mal richtig gut an. Da machte uns auch der tägliche Regenschauer nicht mehr so viel aus.


Nachmittags machten wir noch einen Zwischenstopp in der Hölle. Die kleine Stadt hieß wirklich ‚Hell‘ und machte sich auch einen Spaß aus diesem Namen.



Dann ging‘s noch 10 Kilometer weiter auf einen kleinen Campingplatz am Fluss Stjørdalselva und wir verbrachten endlich mal wieder einen mückenfreien Abend dort.


Der nächste Tag führte uns wieder über kleine Schotterstraßen an einem Pilgerweg - dem St. Olavsleden - entlang. Dem werden wir auch die nächsten Tage noch folgen. Er startet in Schweden und führt bis zum kleinen Ort Stiklestad.






Unterwegs kamen wir auch an einer Trinkwasserquelle vorbei. Abgesehen von dieser war die Wasserversorgung allerdings nicht ganz einfach.



Auch die Zeltplatzsuche gestaltete sich dort ziemlich schwierig. Entweder es waren eingezäunte Weideflächen, Privatgründe, Sumpfgebiete oder zugewucherter Wald. Ganz versteckt hinter Bäumen fanden wir während unserer Campspot-Suche eine richtig coole Bank.



Als Zeltplatz war es aber leider nichts, weil alles schief war und es direkt vor der Bank 30 Meter gerade nach unten ging. Irgendwann fanden wir am Straßenrand einen einigermaßen passenden Platz. Allerdings war der Boden so hart, dass wir keinen einzigen Hering reinbrachten. Gut, dass unser Zelt freistehend ist. Auch Wasser gab es nirgends. Fürs Abendessen würde unser Trinkwasser noch reichen. Frühstück gibts dann morgen eben erst später.


Obwohl der Wetterbericht für den nächsten Tag eigentlich trockenes Wetter angesagt hatte, fuhren wir wieder im Regen los. Das Wetter ging uns langsam ganz schön auf den Keks… Wie konnte es sein, dass ungefähr im kompletten Europa gerade eine massive Hitzewelle herrschte und wir hier Dauerregen und winterliche Temperaturen haben?


Der weitere Weg war übersäht von Schlaglöchern, großen Steinen und tiefen Rillen, so dass wir mit dem Anhänger nur sehr langsam voran kamen. Wir sahen schon den nächsten Reifen kaputt gehen. Einige Passagen schoben wir deshalb lieber. In Markabygda fuhren wir dann an einer kleinen Kirche vorbei. An Friedhöfen gibt es meistens einen Wasseranschluss - so auch hier. Direkt gegenüber war eine kleine Pilgerherberge mit Tischen davor. Der perfekte Platz für unser aufgeschobenes Frühstück.



Wir saßen noch keine fünf Minuten, da kam auch schon der Besitzer der Herberge und ein weiterer Mann mit einem Pilgerzeichen auf dem Pullover. Er stellte sich als Putte Eby vor und erzählte uns, dass er es war, der diesen Pilgerweg vor 10 Jahren wieder zum Leben erweckt hat. Die zwei fragten uns ob wir auf dem Pilgerwegs unterwegs sind und einen Stempel möchten. Wir hatten aber leider keinen Pilgerpass. Dann fragten sie uns noch, ob sie uns bei irgendwas helfen können. Als wir das verneinten, boten sie uns noch eine Besichtigung der Markabygda Kirke an. Das nahmen wir gerne an. Wenn wir schon auf dem Pilgerweg unterwegs sind, gehört das schließlich dazu ;) Sie war sogar richtig schön. Komplett aus Holz und mit einem blauen Sternenhimmel. Der Mann erzählte uns, dass sein Großvater die Gemälde dort gemalt hatte. Sehr beeindruckend.




Als wir dann auf dem Weiterweg später beschlossen, dass es Zeit für die Mittagspause wurde, stand kurz darauf eine knallbunte Bank am Straßenrand. Es stand sogar ein Blumentopf darauf. Wir freuten uns, dass irgendjemand sie dort aufgestellt hatte. Diesen Jemand lernten wir kurz darauf sogar kennen, als ein schwarzes Auto neben uns anhielt. Eine Frau rief uns durchs heruntergelassene Fenster zu, dass sie sich so freut, dass wir auf ihrer Bank saßen. Sie hatte sie dort als kleinen Rastplatz aufgestellt und ihre Familie lachte sie immer aus, weil sie der Meinung waren, dass dort doch niemand Pause machen würde. Sie fragte uns, ob sie ein Foto von uns machen dürfe, quasi als Beweis. Dann wünschte sie uns noch eine gute Reise.



Unser Zelt schlugen wir abends dann abseits des Pilgerweges am Ufer des Trondheimsfjorden auf. Auf dem Weg dorthin fiel uns dann plötzlich ein, dass ein Fjord ja aus Meerwasser besteht und sich damit nicht so gut kocht. Mist, wieso haben wir da nicht eher dran gedacht… Gerade als wir fieberhaft überlegten, wo wir heute noch Trinkwasser her bekämen, fuhren wir an einer ausgeschriebenen Trinkwasserquelle vorbei. Also manche Zufälle sind schon fast gruslig.



Auf dem Weiterweg hätten wir mit viel Phantasie auch in der Toskana sein können.




Kurz darauf erreichten wir dann das Ufer. An unserem Zeltplatz gab es eine Picknickbank und einen Lagerfeuerplatz. Sogar ausreichend Feuerholz war da. Wir machten uns gleich daran, ein kleines Feuer anzuzünden. Von Hubertus hatten wir damals den Tipp bekommen, dass sich Birkenrinde aufgrund des darin enthaltenen Öls sehr gut als Anzünder eignet und das klappte tatsächlich super. Leider war das Holz ziemlich nass von dem ganzen Regen und wir wurden erst mal ordentlich geräuchert. Nach einer halben Stunde brannte es dann endlich und wir konnten uns aufwärmen.






Wir schauten aufs Wasser hinaus. Seit unserem Start in Lindesnes waren wir das erste Mal wieder am Meer. Eigentlich hätten wir nach unserer geplanten Route erst in Alta wieder das Meer sehen sollen. Aber wie heißt es so schön: Pläne sind da um geändert zu werden.

Zum Abendessen gab’s heute Hotdogs. Darauf freuten wir uns schon den ganzen Tag. Nach dem Essen holte ich noch ein paar Tagebucheinträge nach.