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Miri

NZ - Etappe 1: Anreise, Alps 2 Ocean Cycle Trail & Danseys Pass

Ziemlich aufgeregt checkten wir am 29. Dezember noch ein letztes Mal unser Gepäck bevor uns Miris Eltern dann zum Flughafen fuhren. Für uns ging es das erste Mal in ein Land außerhalb Europas. Und dann auch noch gleich einmal um die halbe Welt! Aber an unser Ziel dachten wir in dem Moment noch gar nicht. Erstmal drehten sich alle Gedanken um den 22-stündigen Flug...


Nach 12 Stunden machten wir einen Zwischenstopp in Singapur. Der Flughafen dort hat wohl schon einige Preise als schönster und stressfreiester Flughafen abgeräumt. Und das können wir wirklich bestätigen: Von der typisch gehetzten Flughafenatmosphäre merkte man hier nicht viel. Es gab einen 40m hohen Wasserfall, der über mehrere Stockwerke ging, schöne Aufenthaltsecken mit kleinen Koi-Becken und so viele Pflanzen, dass man sich fast wie im Dschungel vorkam.



So verging die Zeit dann auch schnell und wir saßen im nächsten Flieger. Nur noch zehn Stunden trennten uns jetzt von unserem Ziel…


Als wir dann langsam zum Landeanflug ansetzten, konnten wir aus der Luft schon die beeindruckende bergige Landschaft der Südinsel bewundern und sofort wurden wir gepackt von der Vorfreude auf dieses Abenteuer!



Nachdem wir unser Gepäck abgeholt hatten, brachten wir ziemlich k.o. sämtliche Einreise-Kontrollen hinter uns. Unser komplettes Outdoorequipment mussten wir vor der Einreise schriftlich angeben. Unser Zelt wurde dann sogar ausgepackt und von der Stelle für Biosecurity penibel auf Erdreste untersucht. Nachdem alles freigegeben wurde, saßen wir ultra müde in der Eingangshalle und suchten nach einem Bus, der uns zur Unterkunft bringt.



Christchurch


Wir waren an Silvester um 10 Uhr vormittags in Christchurch gelandet. Für uns war es eigentlich erst 22.00 Uhr abends am 30. Dezember. Ab jetzt waren wir 12 Stunden vor unserer gewohnten Zeit. Und mitten aus dem Winter waren wir hier im Hochsommer gelandet. Dementsprechend verwirrt schienen unsere Körper zu sein, als wir bei strahlendem Sonnenschein und 25° C den Flughafen verließen.


Abends gab es dann ein großes kostenloses Silvester Open Air im Hagley Park. Obwohl wir ultra müde waren, wollten wir uns das nicht entgehen lassen. Das Event war komplett smoke- & alcoholfree, was hier in Neuseeland oft vorkommt. Neuseeland möchte bis 2025 als erstes Land der Welt komplett rauchfrei werden.


Als Headliner auf dem Open Air spielte die Band Dragon, eine neuseeländisch-australische Rockband. Um Mitternacht wurde das Konzert dann von einem Countdown und einem großen Feuerwerk unterbrochen und die Stimmung konnte nicht besser sein! Es war ein wunderschöner erster Tag in Neuseeland!




Als wir am nächsten Tag aufstanden, waren wir ziemlich gerädert. Mittags riefen wir unsere Familien und Freunde zuhause an um auch mit ihnen ins neue Jahr zu feiern. Es war irgendwie so verrückt, dass es bei ihnen jetzt erst Mitternacht ist.


Die nächsten Tage wandelten wir dann eher wie Zombies durch die Gegend. Der Jetlag hatte uns fest in Griff und so störte es uns gar nicht so sehr, dass wir aufgrund der Feiertage hier noch nicht loslegen konnten mit der Organisation unserer Bikepacking Tour. Wir versuchten viel Zeit draußen zu verbringen und sahen uns den ziemlich beeindruckenden botanischen Garten in Christchurch an. Er war richtig schön angelegt mit vielen Themen-Gewächshäusern, uralten riesigen Bäumen, Blumengärten und kleinen Seen. Und auch ein gutes Café gab es dort.






Während wir durch den riesigen Park schlenderten, philosophierten wir darüber, wie verrückt das alles war… dass wir jetzt Nachrichten aus der Zukunft nach Hause schicken können, die ganze Zeit über theoretisch auf dem Kopf standen und den Himmel jetzt von der anderen Seite aus sehen. Gedanken, auf die man eben so kommt, wenn man zwar wach ist, sich der restliche Körper samt Gehirn aber gefühlt noch im Tiefschlaf befindet.


Die Fahrrad-Gebrauchtläden öffneten leider erst am 10. Januar wieder. Solange wollten wir eigentlich nicht warten. Die anderen Bikeshops hatten ab 3. Januar schon wieder geöffnet, also schauten wir auf gut Glück zuerst dort hin. Wir waren ein bisschen nervös, weil unser ganzer Reiseplan davon abhing, dass wir passende und bezahlbare Fahrräder bekommen.

Als wir losgingen, meinte Flo dann: „Hey Rudolph, falls wir keine Fahrräder finden, können wir uns immer noch einen Schlitten kaufen und du ziehst uns dann.“ Sehr witzig. Da wir die Sonne hier unterschätzt hatten, leuchtete meine Nase leider gerade knallrot.


Pushbikes war der Shop, der von uns aus am nächsten war, also starteten wir dort. Der Verkäufer war super nett und total begeistert von unserem Vorhaben. Ziemlich schnell einigten wir uns auf zwei Giant-Mountainbikes. Er meinte, wir dürften keine Probleme haben, sie am Ende wieder zu verkaufen. Damit hatten wir nicht gerechnet, dass das so schnell und unkompliziert funktioniert.



Mit unseren neuen Rädern fuhren wir zurück zum Motel. Den restlichen Tag verbrachten wir damit, die Räder zu bepacken und eine Busverbindung nach Tekapo zu suchen, von wo aus unser erster Trail startete.


Um 8 Uhr am nächsten Morgen standen wir am Busbahnhof. Da an diesem Tag mehrere Leute mit Fahrrädern mitfuhren und der Platz begrenzt war, mussten wir doch nochmal alles abbauen und die Reifen abmontieren. Ein Australier, der ebenfalls den Alps 2 Ocean Trail vorhatte, half uns netterweise dabei.



Etwa 3,5 Stunden später kamen wir am Lake Tekapo an, bauten unsere Räder wieder zusammen, montierten alle Taschen und kauften im Supermarkt gleich Proviant für die nächsten drei Tage. Jetzt waren wir endlich wirklich startklar und unser zweites großes Abenteuer konnte endlich losgehen!




Alps 2 Ocean Cycle Trail


Bevor wir am nächsten Tag losfuhren, warnten uns unsere Campingplatznachbarn noch vor den einzigen zwei „gefährlichen“ Tieren hier in Neuseeland: Keas und Wekas. Zwei Vögel, die ihnen schon das Zelt zerpickt und ihnen Essen aus dem Rucksack geklaut hatten. Später lasen wir im Internet die absurdesten Geschichten über diese diebischen und zerstörerischen Vögel und hofften, dass uns so eine Begegnung erspart blieb.


Dann starteten wir auf unseren ersten Trail: den Alps 2 Ocean Cycle Trail. Diesem werden für die nächsten sechs Tage folgen bis nach Duntroon. Der Trail startete normalerweise am Mount Cook, doch dafür bräuchte es einen Hubschraubertransfer. Deshalb gibt es eine Alternativroute, die am Lake Tekapo beginnt. Zuerst ging es noch eine Zeit lang an diesem wunderschönen See entlang. Der Weg wurde zu beiden Seiten von vielen bunten Blumen geschmückt.




Schon dieser erste Tag hielt so viele tolle und abwechslungsreiche Landschaften für uns bereit. Malerische Seen, türkisblaue Flüsse und im Hintergrund sah man die hohen Berge der neuseeländischen Alpen. Es machte unglaublich viel Spaß!






Den zweiten Teil des Tages fuhren wir dann am Lake Pukaki entlang, der uns wieder mit grandiosen Aussichten versorgte. Schon jetzt waren wir begeistert von Neuseeland!





Der Trail überschnitt sich hier immer wieder mit dem Te Araroa Fernwanderweg. An einer schönen Kiesbucht machten wir dann kurz Pause und kühlten unsere Füße im See.




Auf der weiteren Strecke kamen wir am Alpine Salmon Shop vorbei und da wir inzwischen ziemlich hungrig waren, gab’s ein paar Cracker mit unglaublich leckerem Lachsfrischkäse. Der Lachs stammte aus dem Tekapo-Kanal, dem wir schon den ganzen Tag immer wieder folgten.



Über eine ruckelige Wellblechpiste gelangten wir dann zu unserem heutigen Ziel - dem Lake Poaka Campsite, ein kostenloser DOC-Campingplatz. Trinkwasser gab es leider nicht, aber wir hatten vorher zum Glück am Salmon Shop schon gefragt, ob sie unsere Flaschen auffüllen könnten.



Die Sonne hatte uns den ganzen Tag heute begleitet, was zur Folge hatte, dass wir trotz mehrmaligem Eincremen knallrot waren. Die Sonne war hier echt viel stärker als bei uns daheim. Immerhin passte jetzt der Rest des Körpers auch zu meiner Rudolph-Nase.


Plötzlich fragte Flo, ob denn die Sonne hier eigentlich auf der anderen Seite untergeht. Es entstand eine hitzige Diskussion darüber, dass sich die Erde ja nicht plötzlich andersrum drehe, die Sonne sich aber in (für uns gesehen) die falsche Richtung bewegte. Schließlich musste Google die Sache aufklären. Die Sonne geht hier natürlich auch im Westen unter. Tatsächlich wandert sie hier aber in die andere Richtung - nicht von links nach rechts, sondern von rechts nach links. Das liegt aber an unserer Blickrichtung: Möchte man den Lauf der Sonne verfolgen, sieht man sie zwangsläufig an. Von hier aus sehen wir deshalb in Richtung Norden, während wir Zuhause in Richtung Süden blicken. Die Sonne nimmt hier also im Norden ihren Lauf und „wandert“ deshalb von uns aus gesehen von rechts nach links. Wieder was gelernt ;)


Am nächsten Morgen machten wir dann die erste Bekanntschaft mit den Sandflys. Diese nervigen kleinen Biester ließen uns dann doch lieber im Zelt frühstücken. Da es heute wieder den ganzen Tag kein Trinkwasser geben würde, behandelten wir das Wasser aus einem nahegelegenen Bach mit unserem Steripen und füllten unsere sechs Flaschen damit auf. Bevor wir losfuhren landeten heute vorsichtshalber gleich zwei Schichten Sonnencreme auf unserer Haut. Sicher ist sicher.



Wir folgten weiterhin dem Pukaki-Kanal bis wir zum Lake Ohau kamen. Wir bogen von der Straße auf einen Feldweg, der bald darauf in einen Singletrail überging und sich am Seeufer in ständigem Auf und Ab entlang schlängelte.






Das gegenüber liegende Ufer wurde von Bergketten gesäumt und die Aussicht war schon wieder traumhaft! Und auch hier blühten überall wieder bunte Blumen. Als wir in einer Kiesbucht einen Baum entdeckten - und damit den einzigen Schatten weit und breit - machten wir Mittagspause mit einer Packung Wraps und Erdnussbutter.





Die Nacht verbrachten wir auf dem Lake Middleton DOC-Campsite. Wir hüpften direkt nach der Ankunft erst mal in den See. Die Abkühlung tat richtig gut!



Leider gab es auch hier wieder kein Trinkwasser und wir mussten es filtern. Gegen 21 Uhr fing es dann an zu regnen und daraus wurde bald ein richtiger Starkregenschauer, der die ganze Nacht anhalten sollte. Ohne Pausen trommelten die Tropfen aufs Zelt und später gesellten sich auch noch Sturmböen dazu.


Etwas gerädert nach dieser unruhigen Nacht packten wir am Morgen alles zusammen und mussten feststellen, dass das Zelt innen unter unseren Isomatten komplett schwamm. Als wir losfuhren, regnete es immer noch.



Wir wechselten auf einen kleineren Track, der uns in komoot angezeigt wurde und mit dem wir uns ein paar Asphaltkilometer sparen würden. Er war Teil des neuseeländischen Weitwanderwegs Te Araroa, dem wir auch zu Beginn schon ein paar Kilometer gefolgt waren. Schon nach ein paar hundert Metern wurde er aber so steil, dass wir schieben mussten. So sparten wir uns zwar ein paar Kilometer, aber schneller waren wir nicht.




Nach etwa einem Kilometer trafen wir wieder auf den A2O-Trail, der zuerst ein Stück durch den Wald und dann entlang eines Berghangs noch weitere 15 Kilometer durchgehend bergauf führte. Da zudem immer wieder größere Steine auf dem Weg lagen, konnten wir die ganze Strecke nur im ersten Gang fahren und waren dementsprechend ziemlich langsam.




Die Landschaft war heute ganz anders und erinnerte mit den grünbraunen Bergen ein bisschen an Schottland. Der Regen und die tiefhängenden Wolken bestärkten dies noch. Das Tal unter uns wurde von Nebelschwaden verdeckt.



Nach der Hälfte der Strecke erreichten wir endlich den Highpoint. Für eine längere Pause war es aber zu kalt und außerdem regnete es immer noch.



Über einen ziemlich holprigen und matschigen Downhill ging es dann zurück ins Tal. Unten angekommen versuchten wir es nochmal mit einer Pause, wurden aber sofort von Millionen von Sandflies attackiert.





Also fuhren wir weiter über eine grobkiesige Wellblechpiste. Doch bald schon rächte es sich, dass wir keine Pause gemacht hatten. Wir hatten kaum mehr Kraft und unsere Muskeln wurden immer zittriger… An der Stelle war es dann zum Glück windiger, so dass wir vor weiteren Sandflyangriffen verschont blieben und endlich unsere Pause nachholen konnten.


Auf der Weiterfahrt machte uns dann auch noch starker Gegenwind zu schaffen und durch die nassen Klamotten kühlten wir noch mehr aus. Die Kilometer zogen sich endlos und die Wellblechpiste rüttelte uns durch, so dass wir schon Angst bekamen, dass uns die Räder auseinander fielen. Als endlich der Ort Omarama in Sicht kam, waren wir fix und fertig. Dort angekommen, sahen wir ein bekanntes Gesicht: der Australier aus dem Bus war mit seiner Freundin gestern die Strecke gefahren und ebenfalls total k.o. und erst um ein Uhr nachts auf dem Campingplatz angekommen. Wir unterhielten uns noch kurz und machten uns dann auch auf den Weg zum Campsite und zum ersehnten kuscheligen Schlafsack.


Am nächsten Tag legten wir einen ersten Ruhetag ein. Wir befreiten unsere Räder und Klamotten von ihrer Schlammschicht und genossen die heute wieder scheinende Sonne.


Auch der darauffolgende Tag war nochmal richtig schön und wir machten uns wieder auf den Weg. Wir kamen an einer laut blökenden Schafherde vorbei und erreichten dann bald den großen Lake Benmore.




Der Weg war nur noch ein schmaler Pfad und wurde wieder geschmückt von leuchtend blauen Blumen. Er schlängelte sich am Seeufer entlang und hielt noch ein paar steilere Anstiege für uns bereit.






Die Netzabdeckung hier war ziemlich schlecht, aber hin und wieder machten uns kleine Schilder darauf aufmerksam, dass hier gerade ein Spot mit Netz war;)



Es war den ganzen Tag über keine Wolke am Himmel zu sehen und die Hitze machte uns langsam ganz schön zu schaffen. Die GPS-Uhr zeigte 36° C und wir sehnten uns nach Schatten. Davon gab es aber leider keinen. Erst ein paar Kilometer später entdeckten wir am Ufer einen größeren Strauch. Durch langes Gras, Gestrüpp und Dornen kletterten wir die Böschung hinab und ließen uns erleichtert darunter fallen.



Als wir weiterfuhren flimmerte die heiße Luft richtig über dem trockenen Boden und das Atmen fühlte sich an als wären wir in einer Sauna. Und der längste Anstieg stand uns heute noch bevor… Unsere Köpfe glühten und pochten und obwohl ich wusste, dass ich das Wasser lieber trinken sollte, kippte ich mir den Rest aus meiner Trinkflasche über den Kopf. Die Abkühlung tat so gut!


Die Landschaft wurde dann immer steiniger und karger je höher wir kamen. Eine Gruppe E-Bikefahrer überholte uns und der Guide rief uns ein „well done“ zu.





Mit letzter Kraft waren die restlichen Höhenmeter geschafft und es folgte ein fantastischer Downhill mit grandiosen Aussichten.




Unten angekommen, fuhren wir zum Lake Benmore DOC-Campsite. Wir sehnten uns so sehr nach einem kalten Getränk, doch auch hier gab es wieder kein Trinkwasser. Das war langsam ziemlich nervig. In Neuseeland kann man natürliche Gewässer leider nicht so bedenkenlos trinken wie z.B. in Skandinavien, da Neuseeland Giardia-Gebiet ist und viele Gewässer durch die Landwirtschaft verunreinigt sind. Wir überlegten schon ob wir nicht die 3,5 Kilometer in den nächsten Ort fahren sollten, nur um uns dort etwas kaltes zu trinken zu kaufen. Aber scheinbar hatte ein Neuseeländer unsere Gedanken gelesen. Wir bekamen nicht nur frisch gepflückte Kirschen von ihm, sondern auch noch ein eiskaltes Bier und er füllte uns unsere Wasserflaschen an seinem Wohnwagen auf. Wir konnten nicht glücklicher sein in dem Moment. Dann sprangen wir noch in den vorbei fließenden Fluss und legten uns erschöpft in die Wiese.



Nachdem uns Justin angeboten hatte, wir können einfach kommen, wenn wir nochmal Wasser bräuchten, schauten wir am nächsten Morgen nochmal an seinem Wohnwagen vorbei. Er gab uns auch noch seinen Kontakt, falls wir irgendwann mal Hilfe bräuchten.


Gleich zu Beginn mussten wir die Bergstraße wieder hoch zum Damm, von dem wir gestern hier runter gefahren waren. Danach ging es etwa die Hälfte der Strecke heute auf der Straße weiter immer am Lake Aviemore entlang. Wir hatten starken kalten Gegenwind auf der gesamten Strecke und wünschten uns die Hitze zurück, über die wir uns gestern noch beschwert hatten. Ich weiß, man kann es uns einfach nicht recht machen ;)




Die letzten zehn Kilometer konnten wir dann wieder offroad fahren. Wir entdeckten eine kleine Bank mit Blick auf den Lake Waitaki und machten nochmal eine kleine Pause, bevor wir dann auf den Campingplatz in Kurow fuhren.



Nachts hatte es dann geregnet und auch morgens nieselte es noch. Das Zelt musste also wieder nass in den Packsack. Wir starteten wieder auf der Straße. Als der A2O-Trail dann auf einen Kiesweg abzweigte, stand dort ein Schild, dass der Trail hier wegen Überflutung gesperrt war.



Der nächste Abzweig, der dann einige Kilometer später von der Straße wegführte war offenbar nicht gesperrt. Der Weg sah gut aus und auch das erste Flussbett war komplett trocken, so dass wir davon ausgingen, dass wir hier fahren konnten.



Doch plötzlich lag eine mehrere hundert Meter lange Schlammpiste vor uns. Vorsichtig schoben wir die Räder hindurch. Als der Boden dann endlich wieder fester wurde, standen wir vor dem nächsten Hindernis: das Flussbett vor uns war dieses Mal nicht trocken, sondern geflutet. Wir gingen ein Stück daneben her und suchten nach einer Stelle zum furten. Aber er war zu tief und die Strömung zu stark um mit den Rädern durch zu kommen. Ein Schild wies außerdem darauf hin, dass man den Fluss nicht queren sollte, sondern die alternative „flood route“ nehmen soll.




Ein Weg war bei dieser "flood route" dann aber meist nicht wirklich erkennbar. Wir mussten uns durch Gestrüpp und Dornenbüsche kämpfen, versanken noch mehr im Schlamm und blieben mehr als einmal mit den Rädern stecken. Immer wieder mussten wir die Bikes über umgefallene Baumstämme oder Zäune heben. Und schon bald hatten unsere Reifen soviel Matsch aufgesammelt, dass sie sich nicht mehr drehen ließen. Als dann auch noch eine riesige tiefe Schlammpfütze vor uns lag, an der wir nicht seitlich vorbei kamen, fingen wir beide an zu fluchen. Was fiel den Neuseeländern eigentlich ein, das als Alternativroute anzugeben?







Als wir nach einer halben Ewigkeit endlich die Straße erreichten, setzten wir uns erstmal fix und fertig auf den Randstreifen. Kurz darauf hielt ein Auto an und ein älterer Mann fragte uns, ob alles in Ordnung sei. Wir erzählten von unserem Umweg und als er weiter fuhr wünschte er uns noch, dass das Wetter wenigstens halten würde. Keine zwei Minuten später hielt das gleiche Auto auf der anderen Straßenseite wieder an und der Mann grüßte uns nochmal und rief uns lachend auf englisch zu: „Vor ein paar Metern habe ich zwei gesehen, die sind genauso wie ihr am Straßenrand gesessen. Waren auch mit dem Rad unterwegs und auch aus Deutschland.“ Scherzkeks.


Wir rafften uns auf und fuhren weiter. Und das Wetter hielt natürlich nicht. Schon nach ein paar Kilometern ließen die dunklen Wolken die ersten dicken Tropfen frei, dann begann es richtig zu schütten. Gut, dass im nächsten Ort, in Duntroon, ein kleines Café kam.




Zwei Mushroom-Onion Sandwiches und ein Stück super leckerer Carrot Cake hoben unsere Laune dann gleich wieder.


Als wir weiter fuhren, regnete es immer noch. In Duntroon endete der Alps 2 Ocean Cycle Trail für uns. Da wir weiter Richtung Süden wollten, fuhren wir ab hier Richtung Queenstown.


Ein ständiges Auf und Ab brachte uns schließlich zum Danseys Pass Campsite. Komplett durchnässt und frierend kamen wir dort an und mussten ernüchtert feststellen, dass es keinen Fön und auch keinen beheizten Raum gab, in dem wir uns aufwärmen konnten. Da es immer noch regnete, konnten wir auch unsere Sachen nicht zum trocknen aufhängen. Das Zelt war noch komplett nass von heute morgen. Und die gute Laune von vorhin war uns irgendwie abhanden gekommen.



Danseys Pass


Am nächsten Tag stand uns die bisher anstrengendste Etappe bevor. Es ging über den Danseys Pass nach Naseby.

Der erste Anstieg hatte etwa 300 Höhenmeter, danach ging es kurz bergab und dann folgten nochmal 700 Höhenmeter.



Die Landschaft war schon seit Anfang an heute richtig schön, steigerte sich aber noch je höher wir kamen. Von weitläufigen Hügeln in den verschiedensten Grüntönen hin zu immer höher werdenden schroffen Gebirgsketten. Dazwischen schnitten immer wieder schmale Schluchten, durch die sich Flüsse schlängelten, kleine und größere Furchen in die Berge.






Nur der kalte Gegenwind trübte unsere Laune etwas. Zusammen mit unserer nassgeschwitzen Kleidung ergab das keine angenehme Kombi.


Außer uns war heute kaum jemand unterwegs, nur ein paar Pickups, die in einem Affenzahn an uns vorbei düsten und dabei den Kies aufspritzten. Dafür sahen wir heute umso mehr Tiere. Riesige Schafherden, die ein extrem lustiges Mäh-Konzert veranstalteten, zogen immer wieder an uns vorbei durch die Hügel. Eine süße Babyziege hatte anscheinend den Posten eines Wachhundes übernommen und beobachtete uns beim Vorbeifahren ganz genau. Eine Herde pechschwarzer Kühe schien besonders interessiert an uns: Als wir vorbei fuhren, hörten wir plötzlich lautes Hufgetrappel und die gesamte Herde stellte sich am Zaun entlang auf und starrte uns an. Wir starrten ein paar Minuten lang zurück und als wir dann langsam weiter fuhren, trabte uns die gesamte Herde hinterher. Erst nach ein paar hundert Metern endete das lustige Schauspiel.




Die durchgehende Steigung war extrem anstrengend. Zwei Kilometer vor dem höchsten Punkt wurde der Weg dann zu steil und wir mussten einen Kilometer schieben. Den letzten Kilometer wollten wir dann aber noch fahren. Mit brennenden Oberschenkeln traten wir mit letzter Kraft in die Pedale. Dann endlich war es geschafft!



Völlig erschöpft ließen wir uns auf den Kies fallen. Ein neuseeländischer Motorradfahrer hielt kurz darauf an und meinte, er habe uns vorhin schon gesehen und sei ziemlich beeindruckt. Er erzählte, dass er schon öfter in den bayerischen Alpen war und fand, dass es dort zu viel Infrastruktur gibt. Das finden wir eigentlich auch schade und uns gefallen die ursprünglichen Bergregionen besser. Obwohl so ein warmer Kaiserschmarren jetzt schon was Gutes wäre ;)


Dann machten wir uns an die Abfahrt. Und auch dabei konnten wir nochmal unglaubliche Aussichten bestaunen. Auf dieser Seite der Berge war auch das Wetter besser und wir bekamen noch ein paar Sonnenstrahlen ab. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass sich das sofort wieder auf unsere Hautfarbe auswirkte.




Als wir unten ankamen, stellten wir ernüchtert fest, dass bis zum Campingplatz in Naseby noch weitere 17 Kilometer und vor allem auch nochmal 300 Höhenmeter vor uns lagen. Wir waren skeptisch ob unsere Beine das heute noch schaffen würden. Aber da uns nicht viel anderes übrig blieb, versuchten wir es.


Der Weg war dann sogar noch richtig schön. Das ist hier in Neuseeland einfach so verrückt: Gerade sind wir noch in einer grünen Gebirgswelt gewesen und ein paar Kilometer später sieht die Landschaft schon wieder komplett anders aus. Gelbe Sandsteinklippen auf der einen Seite, ein schönes Tal mit kleinem Fluss auf der anderen.




Als wir dann auch den letzten Anstieg zum Campingplatz hinter uns gebracht haben, waren unsere Beine nur noch Wackelpudding. Wir stellten unser nasses Zelt auf und freuten uns darauf, dass es morgen wieder den kompletten Tag sonnig werden würde.


Obwohl es nicht geregnet hatte, war das Zelt durch die Kondensfeuchtigkeit am nächsten Morgen schon wieder nass und auch der Zeltboden hat der nassen Wiese wieder nachgegeben. Irgendwie hielt der seit unserer Tour in Norwegen nicht mehr wirklich viel aus. Unser Footprint hatten wir aus Gewichtsgründen und in der Hoffnung, dass es schon nicht so nass werden würde wie letztes Jahr in Norwegen, zuhause gelassen. Schlechte Idee… Wir hatten aber vor ein paar Tagen andere Camper gesehen, die eine Rettungsdecke dafür verwendet haben. So eine sollte sich bestimmt irgendwo auftreiben lassen.


Zum Glück war es am nächsten Tag wirklich so sonnig, wie angesagt und wir konnten alles in die Sonne zum trocknen legen.

Wir frühstückten unten im Ort und entschieden uns dann für einen kurzen Fahrtag bis zum 15 Kilometer entfernten Ranfurly.



Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem Kühlschrank voller Aprikosen und Nektarinen zur Selbstbedienung vorbei und nahmen uns eine kleine Tüte mit. Dann ließen wir den Tag gemütlich auf dem Campingplatz ausklingen.



Am nächsten Morgen stand dann ein neuer Trail an: Von hier aus wollen wir auf dem Otago Central Rail Trail weiter Richtung Süden fahren :)


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