NZ - Etappe 3: Touring the West Coast & West Coast Wilderness Trail
Aktualisiert: 14. März
Touring the West Coast
Ab Wanaka ging für uns ein neuer Abschnitt los, der komplett anders war, als alles bisher! Wir fuhren raus an die Westküste!
Was haben wir nicht schon für Schauergeschichten von anderen Bikepackern über die Westküste gehört: Regen, Regen und noch mehr Regen. So viele Sandflies, dass es sich kaum aushalten lässt. Und bis nach Ross nur Asphalt…
Aber wir freuten uns trotzdem darauf. Und mal sehen, vielleicht haben wir ja, zumindest was Regen und Sandflies angeht, ein bisschen Glück.
Bezüglich der Straße müssen wir da wohl einfach durch. Unser nächster Trail (der Westcoast Wilderness Trail) beginnt dann erst ab Ross.
Damit man uns auf der Straße besser sieht, haben wir trotz Sonnenschein unsere neongelben Regenhüllen über die Rucksäcke gestülpt. Zu Beginn war noch ziemlich viel Verkehr. Und wieder fuhren die Autos extrem knapp an uns vorbei. Sogar, wenn die Gegenfahrbahn frei war, machte niemand einen Bogen um uns, als ob die Mittellinie eine unsichtbare Mauer wäre. Zum Glück wurde der Verkehr aber weniger, je weiter wir uns von Wanaka entfernten.

Wir fuhren am westlichen Ufer des Lake Hãwea entlang. Es ging viel bergauf, aber genauso oft auch wieder bergab, was die Höhenmeter erträglicher machte. Die Landschaft drumherum war ziemlich ausgetrocknet und dadurch eher braun. Das Seewasser war so klar und leuchtete am Ufer richtig türkis. Am gegenüber liegenden Ufer stieg eine Gebirgskette direkt aus dem Wasser empor. Muss ich noch erwähnen, wie traumhaft die Aussicht wieder einmal war? ;)







Wir machten eine kurze Pause. Dann wechselten wir an das östliche Ufer des Lake Wanaka und folgten ihm bis zum Ende des langgezogenen Sees. Die Aussichten waren nicht weniger atemberaubend.







Nach 74 Kilometern und knapp 1000 Höhenmetern erreichten wir unseren Campingplatz für heute. Es war wieder ein DOC-Campingplatz, der außer einem Plumpsklo keine Einrichtungen hatte. Dafür war er richtig schön an einem Fluss und inmitten von hohen Bergen gelegen!

Von unserem netten Zeltnachbarn bekamen wir auch noch leckere frisch gepflückte Aprikosen geschenkt :)

Wir kochten uns noch schnell eine große Portion Couscous zum Abendessen und wurden sogleich auch von den Hauptbewohnern der Westküste begrüßt. Unzählige Sandflies umzingelten uns, kaum dass das Zelt stand. In diesem Punkt hat unser Glück wohl nicht ausgereicht.


Auch am nächsten Morgen hatte die Sandfly-Armee unser Zelt noch komplett umzingelt. Wir wappneten uns mit Kopfnetz und Mückenschutz, bevor wir uns aus dem Zelt wagten.

Und es war wirklich schlimm. Die Mücken in Norwegen waren nichts dagegen. So schnell es ging bauten wir alles ab, bereiteten noch Trinkwasser für den Tag auf und schwangen uns auf die Räder damit der Fahrtwind die Biester vertrieb.
Und wieder war die Landschaft komplett anders als am Vortag. Zu beiden Seiten der Straße lag dichter Regenwald. Die Tiere dort drin sorgten für eine Geräuschkulisse, die alles andere übertönte.
Als wir über eine steinerne Brücke fuhren, erkannten wir weit unter uns einen türkis schimmernden Fluss, der durch die hohen grünen Berge floss.



Kurz darauf begann der Anstieg des Haast Passes. Stellenweise ging es ziemlich steil bergauf und wir waren heilfroh als wir den Scheitelpunkt erreichten und uns bergab rollen lassen konnten.


Wieder begleitete uns ein wunderschöner türkisblauer Fluss. Kurz darauf kamen wir an den Thunder Creek Falls vorbei. Wie ein dünner Schleier floss er aus dem Wald heraus über einen Felsen nach unten in den Fluss.


Als wir dann Mittagspause machen wollten, waren die Sandflies wieder so schlimm, dass wir kurzerhand das Zelt aufbauten und uns darin versteckten.




Bis zu unserem Ziel folgten wir dann dem Haast River. Durch ein breites Kiestal schlängelte er sich seinen Weg Richtung Meer.


Der Campingplatz in Haast war ziemlich cool. Küche, Aufenthaltsraum und Bäder befanden sich in einer alten Wellblech-Flugzeughalle. Und überall liefen gackernde Hühner herum.

Eins davon begrüßte uns direkt am nächsten Morgen. Sie stolzierte um unser Zelt herum und inspizierte dann gründlich beide Apsiden.


Am nächsten Tag ging es die letzten Kilometer raus zur Küste und nach ein paar herausfordernden Anstiegen konnten wir zum ersten Mal das Meer sehen.



Später überquerten wir einen breiten Fluss, der von beiden Seiten von leuchtend grünem Regenwald begrenzt wurde. Im Hintergrund waren schneebedeckte Berge zu sehen. Die Landschaft sah wieder einmal unglaublich aus!


Als wir am Monro Beach vorbei kamen, legten wir einen Stopp ein und wanderten die drei Kilometer raus zum Strand. Der Weg führte uns als schmaler Pfad direkt durch den dichten Wald. Überall wuchsen riesige Farne. Sogar Farne in Palmenform haben wir entdeckt. Es surrte und summte und pfiff so laut zwischen den Blättern, dass wir fast schreien mussten, um uns zu verstehen. Das Vogelgezwischer hörte sich so anders an, als die Vögel bei uns zuhause. Einmal dachten wir, dass irgendwo ein Handy klingelte, bis wir merkten, dass es ein Vogel war.




Wir überquerten eine Hängebrücke und erreichten schließlich das Meer. Ein paar Felsen waren im Wasser verteilt. Die Wellen schlugen sanft ans Ufer und zogen den Kies beim Zurückfließen knisternd mit sich.




Wir wollten eigentlich am Strand Mittagspause machen, doch sofort stürzten sich die Sandflies wieder auf uns. Also nahmen wir unser Essen wieder mit und aßen stattdessen auf dem Rückweg zu unseren Rädern.
Dann hatten wir noch 17 Kilometer vor uns bis zum Lake Paringa. Dort gab es einen schönen DOC-Campsite direkt am See. Wasser sollte man aus einem Fluss nehmen und abkochen. Der Fluss war aber leider ziemlich ausgetrocknet und grün vor lauter Algen und das Wasser sah wenig appetitlich aus. Aber wir waren viel zu durstig und eine andere Option hatten wir ja nicht.


Es war wieder ziemlich heiß heute und die Luftfeuchtigkeit hier an der Westküste ist extrem hoch, weshalb wir beim Radfahren noch mehr schwitzten als eh schon bei diesen Temperaturen. Aber wir waren froh um das trockene sonnige Wetter :)
Da es im Zelt sogar abends noch wie in der Sauna war, aßen wir draußen, was wir mit vielen neuen Stichen bezahlen mussten.
Das Zelt war am nächsten Morgen durch die hohe Luftfeuchtigkeit und die Kondensation über Nacht so nass wie schon lange nicht mehr.
Aber auch die Sandflies waren schon wach und so versuchten wir gar nicht erst das Zelt trocken zu wischen, sondern machten, dass wir los kamen.
Da wir nach zehn Kilometern an einer Salmon Farm vorbei kommen sollten, verschoben wir unser Frühstück dort hin.


Ein paar Kilometer weiter führte die Straße raus ans Meer an einen verlassenen rauen Strandabschnitt.


Die Wolken verdunkelten sich schon ziemlich und kurz darauf fing es an zu regnen. Ich setzte meinen Rucksack ab, um meine Regenjacke anzuziehen und merkte dabei nicht, dass der Teer unter uns noch nicht richtig trocken war. Das Ergebnis bemerkte ich dann ein paar Kilometer weiter: ich hatte klebrigen Teer auf meinem Rucksack und dadurch auch auf meiner teuren Hardshelljacke. So ein Mist! Konnte sowas nicht einfach passieren, wenn ich mein inzwischen eh schon ziemlich ausgebleichtes T-Shirt anhatte? Da wir ihn auf die Schnelle nicht runter bekamen, schnallten wir den Rucksack derweil auf Flo’s Gepäckträger.
Der Regen wurde immer stärker und es flossen richtige kleine Wasserfälle von unseren Helmen. So einen heftigen Regenschauer hatten wir noch nicht erlebt. Und das ging heute über Stunden bis in die Nacht hinein so weiter.


Unsere Membranen quittierten schon nach einer halben Stunde den Dienst. Und alle Schichten darunter saugten sich immer voller mit Wasser.
Nass - nasser - wir.
Eine Steigerung war nicht mehr wirklich möglich. Unglaublich, was da für Wassermassen vom Himmel fielen.

Die Geschichten vom Regen an der Westküste waren also auch nicht übertrieben.
Als wir kurz mal Internet hatten (Netz war an der Westküste Mangelware), buchten wir uns lieber gleich eine Cabin auf dem Campingplatz in Fox Glacier. Wenn das so weiter ginge, waren wir nicht scharf auf eine Nacht im Zelt.
Triefend nass erreichten wir abends den Campingplatz und waren wirklich froh um das Dach über dem Kopf!


Da die Heizung in der Cabin nicht richtig warm wurde, waren unsere Sachen am nächsten Tag leider immer noch nass. Da wir aber eh erst mal versuchen mussten, den Teer von meinen Sachen zu bekommen, blieben wir den Tag in Fox Glacier.
Im Internet hatte ich gelesen, dass man Teerflecken wohl mit Butter entfernen kann. Da es von den anderen Mitteln in dem winzigen Supermarkt eh nichts gab, probierten wir also das aus. Es kostete etwas Überwindung, absichtlich eine halbe Packung Butter auf meiner Jacke und meinem Rucksack zu verteilen…

Aber es funktionierte! Verfärbungen blieben zwar trotzdem zurück, aber wenigstens kann ich es so nicht mehr weiter verteilen. Nur hatte ich dann stattdessen große Fettflecken auf der Jacke, die auch die Waschmaschine nicht weg bekam... Also starteten wir die zweite Reinigungsaktion für heute. Mit einem Stück "wonder soap" ging es der Jacke ein zweites Mal an den Kragen. Was die Goretex-Membran davon halten würde, darüber wollte ich lieber nicht nachdenken...
Irgendwann abends war die Regenpause dann auch mal lang genug, damit die Jacke trocknen konnte. Die Flecken waren zum Glück kaum mehr zu sehen!
Am nächsten Tag folgten wir weiter der Westküste Richtung Norden. Die Straße führte uns wieder zwischen Regenwald hindurch. Es war unglaublich, in wie vielen verschiedenen Grüntönen die Pflanzen erstrahlten.

Das Höhenprofil zeigte heute drei große Zacken - 700 Höhenmeter teilten sich auf auf drei Anstiege. Dafür war die Strecke heute kurz. Bis nach Franz Josef waren es nur knapp 30 Kilometer. Wir kamen am frühen Nachmittag dort an und freuten uns auf ein schönes Café. Ein Blick auf die Preise trübte unsere Freude aber gleich wieder. Etwas geknickt holten wir uns dann doch lieber im Supermarkt daneben etwas und mussten schmunzeln, als wir eine andere Familie reden hörten, die wohl ebenfalls gerade deprimiert das Restaurant wieder verlassen hatten und sich ihr Mittagessen jetzt im Supermarkt holte.
Franz Josef war ein reiner Tourismusort. Es wimmelte nur so von Touristen als wir ankamen, über uns kreisten laut die Hubschrauber, die die Leute auf die Gletscher bringen und es gab weit mehr Heli-Touren-Anbieter als andere Geschäfte.
Im Anschluss an unser verspätetes Mittagessen fuhren wir mit den Rädern nochmal vier Kilometer aus der Stadt raus in Richtung Berge. Wir wechselten auf den Te Ara A Waiau Cycleway, der uns wieder durch wunderschönen Regenwald führte.


Dann erreichten wir den Parkplatz. Für Fahrräder gab es zum Schutz vor Keas sogar einen Shelter. Von dort aus war es nur eine kurze Wanderung zum Glacier-Lookout.

Leider hat der Klimawandel auch vor diesem Gletscher nicht halt gemacht und er war inzwischen schon um mehrere Kilometer zurück gegangen. Ursprünglich füllte er das komplette Tal aus.

Die zerfurchte blau schimmernde Struktur eines Gletschers ist trotzdem immer wieder beeindruckend!


Danach ging es für uns auf einen Campingplatz etwas außerhalb von Franz Josef. Auf dem schwarzen Brett wurde wieder vor den Keas gewarnt. Gut, dass wir da bisher verschont geblieben sind ;)


Am nächsten Tag hatten wir wieder einen langen Tag vor uns. Wir kamen am Lake Mapourika vorbei, in dem sich die schneebedeckten Berge spiegelten.